Der Künstler 3 Rooosen im Schauraum an der Franklinstraße

Eulenspiegels Beziehungskämpfe

Rühmanns Pfeiffer - der Schalk und Schülerdarsteller aus der Feuerzangenbowle - konnte noch mit 3 "f" auftrumpfen: Eins vor und zwei hinter dem "ei!".
Der Künstler Christian 3 Rooosen, ein Narr der schlimmeren Sorte, zieht seinen Namen gleich mit drei "o" in die Länge. Mit Happenings und Demos "gegen Menschen" trieb der hinterlistige Eulenspiegel bislang in Hamburg und Berlin sein Unwesen. Nun sucht er das beschauliche Düsseldorf mit seinen Einstrich-Zeichnungen heim. Dabei lautet die Spielregel: den Zeichenstift aufs Papier drücken und nicht mehr absetzen, bis das Werk vollendet ist. So einfach ist das gar nicht - und wer es nicht glaubt, soll selbst einmal zum Stift greifen.
Ein begnadeter "Ein-Linien-Zeichner" war übrigens auch John Lennon. Echte Beatle-Fans werden sich noch an die krakeligen Kopffüßler und Catcher-Hunde aus seinem Buch "In his own write" erinnern. Da ist eine gewisse Verwandtschaft nicht zu leugnen. Doch vermutlich hat der unbekümmert kritzelnde Jungstar (Jahrgang 1969) die bildnerischen Werke des Beat und Pop-Idols nie kennengelernt.
Aus Rooosens suchender Linie wickeln und entwickeln sich absurde Gestalten, Beziehungskämpfe und deformierte Aktfiguren. Kaum zu übersehen, daß er sich dabei allerlei sexuelle Obsessionen von der Seele zeichnet: Brüste baumeln, Phalli ragen empor, und splitternackte, autoagressive Strichmännchen kämpfen mit sich selbst.

Mit genialer Lässigkeit

Doch im Unterschied zum banalen Klografitto baut der zynische Linienzieher in der Serie "Genacktet" auf die Schnelle noch ein paar freche Wahrnehmungsfallen in seine Bilder ein. So erfährt man, daß sich zwei verschiedene Motive kinderleicht mit ein und derselben Linie darstellen lassen. Da wird der Umriß einer Hand - wenn man ihn als Teil einer zweiten Figur wahrnimmt - gleichzeitig zur Kontur einer weiblichen Brust. Deutlicher gehts wirklich nicht: Denn so kommt die männliche Figur nie von der anderen, vom Weibe, los. Diese Bilder leben vom Witz und vom Spiel mit der scheinbar absurden Form. Doch die gelungenen Exemplare (missratene lande flugs im Papierkorb) verblüffen mehr noch durch ihre geniale Lässigkeit, erinnern an die auf's Blatt geworfenen automatischen Zeichnungen" der Surrealisten, und bei allem Blödsinn schwingt immer ein Schuß Picasso, Miró oder Keith Haring mit.
Vermutlich wird Rooosen sich über derart tiefschürfende Vergleiche kaputt lachen. Beteuert er doch, dass er die Einstrich-Technik bevorzuge, weil ihm das ständige Anheben und Absetzen des Stiftes zu anstrengend sei. Ganz so faul kann er aber nicht sein. Neuerdings überträgt er seine Zeichnungen nämlich auf unschuldige Galeriewände. Im Schau Raum an der Franklinstraße 46 sind drei große und viele kleine "Einstrich-Zeichnungen" noch bis zum 16. März zu besichtigen.
Klaus Sebastian
 
Rheinische Post, Düsseldorf, 31. Januar 2001
 
 
 
 
www.3rooosen.de/pro_texte.htm