Vernissage, Freitag, den 9.2.2001. 20 Uhr
 
Rede von Galerist Eckart Keller


 

"...um zu wissen, was man zeichnen will, muß man zu zeichnen anfangen."

Dieses Zitat von Pablo Picasso aus einem neuen Picasso-Buch möchte ich als Motto für diese Ausstellung von Christian 3 Rooosen voranstellen.

"...um zu wissen, was man zeichnen will, mu? man zu zeichnen anfangen."

Dies ist auch die Herangehensweise von 3 Rooosen, der mit seinen Ein-Strich-Zeichnungen konsequentdie Freiheiten der zeichnerischen Reduktion verfolgt und systematisch weiterentwickelt: Jeder kennt die Ein-Strich-Zeichnung, zumindest als "Haus vom Nikolaus". Aber wenige benutzen sie als künstlerisches Ausdrucksmittel.
Die Freiheiten liegen in der assoziativen Arbeitsform, im schnellen Versuch, dem automatischen Schreiben verwandt, der gelingt oder sofort im Papierkorb landet.
Das behaupten dieser Form, das Bekenntnis zu ihrer Leichtigkeit: dort setzt die aktibische, systematische und konsequente Arbeit an. Die Lichtlinie an die Wand geworfen (oder auf Glas), die spontane Zeichnung im Siebdruckverfahren auf's Papier gebracht oder die präzise Reproduktion eines Zeichnungsmomentums auf im Wandbild mittels Pinsel und schwarzer Farbe:
Alles dient der Behauptung dieses schnellen kreativen Uraktes!

Die Zeichnung als eigentlicher Zeugungsakt der Kunst: Kurz, Leidenschaftlich und mit unvorhersehbaren Folgen!

Im Ernst: Mit den Linien an der Wand schließt sich ein Kreis zu den Anfängen menschlicher Kunst, die an die direkten Lebenumstände der Menschen gekoppelt ist. Gemeint ist die Höhlenmalerei. Ernst Fischer nennt sie magische Kunstpraxis. Und sind diese Figuren, mit denen wir hier zu tun haben, nicht auch magisch? Sie sind so frei und assoziativ wie aufkommende Gedanken. Ideen, die komplexe Gefühlssachverhalte unhinterfragbar formulieren: Sie verbinden die Tiefen der Hüftregion mit den Höhenflügen des Geistes. Sie vereinen, was oft getrennt ist...Vereinigungslinien!

Die bei 3 Rooosen vorherrschende Thematik der Beziehungskämpfe und sexuellen Obsessionen findet in diesen Vereinigungslinien ihr adäquates Medium. Die Linie, die gezogen wird, ohne dass man zunächst weiss, was man zeichnen will, kann befreien, auch was sie letztlich darstellt. Sie kann den Spannungsbogen schlagen zwischen absurder Groteske und autoaggressiven Kämpfen einerseits und distanzierter Lockerheit und verspieltem Zynismus andererseits. Der Unmittelbarkeit dieser Thematik kann man sich schwer entziehen, viel Vergnügen mit den Arbeiten 3 Rooosens und dem Künstler selbst alles Gute auf seinem weiteren Werdegang und vor allem eines: Nicht abheben! ...den Stift meine ich!"

Eckart Keller auf der Vernissage in der Galerie Kunststückt, Hamburg am 9. 2. 2001
 
 

 
 
www.3rooosen.de/pro_texte.htm